Wow, was für ein Wochenende. Das war mal sehr erlebnisreich und ein buntes Potpourrie an Erfahrungen und Erlebnissen.
Am Samstag morgen starteten wir um zehn Uhr Richtung Mahabalipuram um die dortigen Tempelanlagen zu besichtigen. Bereits nach 30 Minuten hielt Navaz an, um uns ein Museum zu zeigen, welches alle Landesspezifischen Häuser und deren Einrichtungen zeigt. Quasi der Mühlenhof für jede indische Region. Papa, die hätten Dich hier glatt eingestellt. Soviel Teakholz habe ich in meinem Leben noch nicht gesehen und gerochen. Welch ein Erlebnis. Soviele Variationen von Küsten-/Flachland- und Berghäusern. Mal rein aus Stein, dann Stroh und Bambus, Dächer aus Bananenblätter die aussahen wie ein Riet gedecktes Dach und zwischendrin auch noch Fachwerk- und Mauerwerkhäuser. Aber Papa, die klassischen Fehler, überall offene elektrische Leitungen und Licht, Plastikpapierkörbe usw. Das hätte Dir sicherlich nicht gefallen, die Handwerkskunst hätte Dich auf jeden Fall begeistert. Vor allen Dingen, weil wirklich jede Region eine andere Fertigkeit mit sich bringt.
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Nix für große Europäer |


Mitten drin, dann ein Weberhaus. Hier hat ein Großmeister des Webens seinen Arbeitsplatz und webt reine Seiden Saris. Er möchte damit zeigen wie wichtig und wertvoll es ist diese Arbeit und Kunstfertigkeit zu erhalten. Meine beiden Kollegen mussten mich nach fast einer Stunde aus dem Haus schleifen. Habe mich lange mit dem sehr freundlichen Weber unterhalten und schon fast beschlossen lieber einen sehr teuren handgewebten Seidensari mitzunehmen, statt eines Industrieproduktes, welches nichts von der Seele und Kunst eines wahren Saris besitzt.
Auf dem Weg zum Ausgang habe ich dann noch einen weiteren Künstler getroffen. Er ritzte unglaublich grazile und diffizile Zeichnungen und Bildergeschichten in Palm- und Bananenblätter. Es war ihm eine große Freude mir seine Kunst live zu zeigen und mir den Hintergrund seiner Kunst zu erläutern. So zeigte und erzählte er mir die Entstehungsgeschichte von Ganesha. Ganesha ist eine Form des Göttlichen im Hinduismus und verkörpert Glück. Fast jedes Haus hat eine Ganesha Statue an der Ostseite des Hauses, denn die aufgehende Sonne erleuchtet Ganesha.
Danach ging es weiter Richtung Mahabalipuram, aber nach weiteren 15 Minuten hielten wir schon wieder....
Diesmal war es eine Krokodil- und Schlangenfarm, welche Navaz als Besuchsziel vorschlug. Der Eintritt war so günstig und wir lagen gut in der Zeit, warum also nicht. Achtung, in Indien bezahlt man den Eintritt pro Person und pro Kamera! Und meistens sind die Eintrittspreise für die Kamera teurer als für die Person.

Dann mal ab zum ersten Gehege und wow gefühlte Hundertschaften von Krokodilen lagen kreuz und quer übereinander und nebeneinander. Beeindruckend und gleichzeitig beängstigend wie soviele Tiere in einem dafür kleinen Gehege gehalten werden. Die Vielfalt an Krokodilen war enorm, bis auf die großen Nilkrokodile war hier alles vorhanden. Das längste Krokodil war über sieben Meter lang, ein echter Brocken. Aufregend war dann die Schlangenschau, dort haben die Schlangenfänger lebendige Kobras und Vipern, also sehr sehr giftige Schlangen, aus Krügen geholt und den Leuten vorgeführt. Die Kobras sind gleich hochgeschoßen und haben versucht zuzuschlagen, waren total gereizt und angriffslustig. Vorgeführt wurde dann das melken einer Kobra, um das Gift für medizinische Zwecke und zur Herstellung von Antiserum nutzen zu können.

Und weiter zur Tempelanlage in Mamallapuram angekommen, haben wir uns gleich am Ortseingang einen Guide besorgt. Kurze Preisverhandlung und dann saß er schon auf dem Beifahrersitz. Danach zum ersten Tempel und gleich Eintrittskarten für alle Anlagen im Umfeld gekauft. Sehr ungewöhnlich wir mussten keine Extrakarten für unsere Kameras kaufen. Historisch und kulturell sehr interessant, aber für den Blog vermutlich eher ermüdent. Daher werde ich lediglich einen kleinen Diskurs in die Historie machen und die Bilder für sich sprechen lassen.
In Mamallapuram findet sich einer der wichtigsten archäologischen Fundorte Südindiens mit zahlreichen Baudenkmälern aus der Zeit 7. bis 9. Jahrhundert. Der Tempelbezirk von Mamallapuram gehört zum UNESCO-Weltkulturerbe. Die Namensformen
Mamallapuram und
Mahabalipuram sind gleichermaßen gebräuchlich. Mamallapuram ist nach einem König benannt, welcher den Beinamen
Mahamalla („großer Ringer“) trug. Der Name
Mahabalipuram ist eine Verballhornung des mythischen Dämon Mahabali. Der Teil "Maha" steht dabei für "groß", "bali" für "heilig" und "puram" ist der ursprüngliche Name des Ortes.
Unterteilt sind die Anlagen in den Küstentempel (Shore temple), die fünf Rathas (pancha rathas) und dem vermutlich größten Flachrelief der Welt "Herabkunft der Ganga". Das Flachrelief ist zwölf Meter hoch und 33 Meter lang. Allein an den fünf Rathas haben Generationen von Steinmetzen über 200 Jahre gearbeitet und sind dennoch nicht komplett fertig geworden. Die Beständigkeit dieser Bauwerke zeigte sich im Tsunami von 2004. Alle Tempelanlagen standen bis zu vier Metern unter Wasser und alle neuzeitlichen Gebäude waren dem Erdboden gleich gemacht. Die Tempel allerdings haben den Tsunami nahezu unbeschadet überstanden.
Bis bald,
Hermann