Tag 85-86 - Mein letztes Wochenende in Indien

Jetzt war es soweit, mein letztes Wochenende stand vor der Tür und Navaz drängte mich noch etwas zu unternehmen. Wie man auch dem Blog entnehmen kann, ist ein wenig die Luft raus und ich freue mich einfach riesig darauf meine Familie wiedersehen zu können. Aber auch um wirklich alles gesehen zu haben beschloss ich mit Navaz die beiden letzten offenen Punkte abzuhaken.
So ging es am Samstag in den Zoo von Chennai, bei einem Eintrittspreis von 30 Rupien (ca. 50 Cent) kann man schon einmal in den Zoo gehen.

Chennai Zoo

Es war im dann doch eher eine Schnapsidee, das lag allerdings nicht am Zoo. Der Zoo hat durchaus einiges zu bieten und durch rigorose Taschenkontrollen ist der Zoo auch sehr sauber. Allerdings sind Temperaturen jenseits der vierzig Grad Celsius für einen Durchschnittseuropäer wie mich einfach nicht gemacht um dann vier Stunden durch den Zoo zu laufen. Es begann mit einer Löwensafari für die nochmals 50 Cent pro Person fällig waren. Wir fuhren mit einem Bus in ein Freigehege und konnten mehrfach Löwen sehen. Allerdings hielten auch die Großkatzen es für gesünder sich im Schatten zu verstecken und nicht für Touristen/Besucher zu posieren. So wurden wir zum Abschluss der Runde direkt ans Gehege gefahren und konnten dort einige Schnappschüsse tätigen.


Löwensafari Bus

Ausbeute der Safari
Danach bin ich dann munter mit Navaz drauflos marschiert. Aber mein Begleiter hat dann doch ein wenig früher schlapp gemacht und immer wieder sagte er seinen Satz "I can't able to walk, you go I wait here". Der gute steht gut im Futter und die Knie machen solche langen Besichtigungen nicht mehr mit. Da habe ich mir gedacht, bezahlt hast du also auf schau Dir auch alles an. So ging es von Elefanten, über Ottern und Giraffen zu Tigern, Panthern und Bären. Auch ich gönnte mir immer wieder Pausen um ein wenig zu trocknen und vom inzwischen mehr als lauwarmen Wasser zu nippen.
Diesmal hatte ich wenigstens daran gedacht eine Kappe mitzunehmen und habe mir ausnahmsweise nicht die Glatze verbrannt.
Weißer Tiger

Weißer Tiger
Badam Milk
 Nach dem Besuch des Zoos ging es zur nächsten Bude mit Flüssigkeiten und wir tranken erst einmal eine nahrhafte und vor allen Dingen kalte Badam Milk, da die gewünschte Lassi bereits ausverkauft war. Meine Herren war die süß, aber Hauptsache kalt und erfrischend. So habe ich mir noch unterwegs mein Abendessen mitgenommen und wir waren beide froh, als ich wieder am Haus abgeliefert wurde. Nix wie ab unter die Dusche und dann am frühen Abend in den Pool. Der hat abends allerdings auch eher Badewannentemperatur.
Am Sonntag ging es dann ins Museum. Da habe ich wenigstens geschlossene Räume und eine Klimaanlage, so der Plan. Auf dem Weg dorthin habe ich wieder einmal den Einfallsreichtum der Inder bei jeglichem Transportproblem bewundern dürfen.
lebender Hühnertransport

vorne ist ja auch noch Platz
Egal was ihr auch immer im Internet oder sonst wo gesehen und gelesen habt, ihr könnt es vorbehaltlos glauben. Die Hühner hier waren selbstverständlich noch lebendig.

Eingang in den Museumskomplex
Das Museum stellte sich als ein Komplex von mehreren Gebäuden heraus, in dem verschiedenste Museumsrichtungen wild durcheinander gezeigt wurden. Achso und der Plan mit der Klimaanlage, pfffffftt. Da gab es glücklicherweise einige Ventilatoren, aber ansonsten habe ich genauso geschwitzt wie am Samstag. So begann ich mit einer sehr interessanten Ausstellung von historischen Steinmetzarbeiten, es wurden kleine filigrane und große Kunstwerke gezeigt. Und wieder einmal ist man erstaunt mit welcher Handwerkskunst Menschen vor tausenden von Jahren schon auszeichnen konnten. 
Es folgten Besuche von Naturkundemuseen und Technologiemuseen und final eine Kunstausstellung mit riesigen Ölgemälden der ehemaligen Führer der Kolonie Madras (heute Chennai) und vieler zeitgenössischer Kunst von indischen Malern.

Eingang Naturkundemuseum

Heimat des Kunstmuseums
Auch heute haben wir im Anschluss direkt den nächsten Laden aufgesucht und heute auch eine erfrischende Lassi ergattert. Abschließend ging es zurück zum Haus und für mich wieder in den Pool.

Bis bald,
Hermann





Tag 83 - Wahlen in Indien

Heute war Wahltag in Tamil Nadu. Da Indien die schiere Anzahl der Milliarden von Menschen mit Wahlrecht vor ein organisatorisches Problem stellt, wird über einen Zeitraum von zehn Tagen gewählt. Jeweils ein Staat an einem Tag und heute war Tamil Nadu dran. Der Großteil der Kollegen hat sich gestern schon ins Wochenende verabschiedet, denn in Indien muss jeder Wähler in seiner Heimatstadt wählen. Daher sind hier wahre Menschenmassen unterwegs. Glück für mich, denn die Straßen heute morgen waren wunderbar frei. Navaz überraschte mich mit der Frage, ob ich denn vielleicht einmal den Tata bis zum Büro fahren möchte. Die Gelegenheit ließ ich mir nicht entgehen und stürtze mich mit dem Rechtslenker ins Getümmel. Klappte unerwarteter Weise auch ganz gut, nur beim Runterschalten hatte ich ab und an Probleme. Navaz war dann doch etwas mulmig auf dem Beifahrersitz zumute und er ermahnte mich mit den Worten "watch the big ones". Damit meinte er die Busse der Stadt, denn die fahren gnadenlos und ohne Rücksicht auf Verluste.
Am Areal auf dem sich auch der Tech-M Campus befindet gab es eine komplette Absperrung, alle Zufahrten waren mit Gittern verriegelt und die Polizei gewährte niemandem Zugang. Es wurde gerade ein Schild geschrieben auf dem ganz einfach stand "Today holiday". Überraschung, Überraschung, so ist das halt in Indien. Da kann Tech-M ruhig beschließen das gearbeitet wird, da ja nicht alle Mitarbeiter aus Tamil Nadu kommen. Also wieder ins Auto und zurück zum Haus. Dann wird heute halt von dort gearbeitet.
Drei Tage vor der Wahl wird in Indien übrigens der Verkauf von Alkohol gestoppt, am Wahltag selbst sind sogar die Kneipen geschlossen und auch in Hotelbars gibt es keinen Alkohol. Da sah man dann in den letzten Tagen Leute mit Tüten voller Alkohol aus den "Wineshops" laufen.

Bis ganz bald,
Hermann

Tag 80 - Vellore und der goldene Tempel Sripuram

Auch am Ostermontag ging es früh um sieben auf nach Vellore, einer mittelgroßen Stadt 150 km von Chennai Richtung Westen nahe der Grenze zu Andra Pradesh. Ziel unseres dortigen Besuches war vor allen Dingen der goldene Tempel. Per Zufall entdeckte ich auf dem Weg zum goldenen Tempel das Fort von Vellore. Da entstand schnell der Entschluss hier einen Besuch im Anschluss an den Besuch des Tempels folgen zu lassen.
Golden Tempel
Der Goldene Tempel von Sripuram ist ein spiritueller Park, welcher sich am Fuße einiger grüner Hügel in Malaikodi in Vellore befindet. Der Tempelpark wurde im August 2007 eröffnet und ist damit noch sehr sehr jung im Vergleich zu all den jahrhunderte alten Tempeln, die ich bisher besucht habe.

Die Tempelanlage befindet sich auf einem Areal von rund 41000 Quadratmetern. Der Tempel hat aufwendige Goldarbeiten von besonderen Handwerkern fertigen lassen. Jedes Detail ist handgefertigt und auch die Goldfolie wurde manuell hergestellt. Die Goldfolie wurde zum Bedecken der Kupferbasis benutzt und gibt dem Tempel seinen Namen. Jedes Kunstwerk im Tempel steht in Eintracht mit Veda.
Den Tempel erreicht man auf einem sternförmigen Weg (Sri Chakra), welcher knapp zwei Kilometer lang ist und in dessen Mitte sich der Tempel befindet.
Blick von Oben

Was ist mir wieder aufgefallen? Es hat sich gelohnt nicht den bequemen Touristenweg zu nutzen und einfach mit 250 Rupien alle Warteschleifen zu umgehen. Statt dessen habe ich mich wie fast alle Inder auch für die kostenlose Variante entschieden und für diesen Tipp bin ich dem Kenneth sehr dankbar. Eine Challenge war auf jeden Fall, den heißen Steinboden barfuß zu durchlaufen. Wann immer kein schützender Schatten vorhanden war, wurden die Schritte kürzer und sehr viel schneller.
Blick von "Draußen"
Es ging also durch den Eingang, ordentlich getrennt nach Männlein und Weiblein, zum ersten Checkpoint. Hier erklärte sich die Trennung der Geschlechter, denn es erfolgte eine Leibesvisitation wie am Flughafen inklusive Sicherheitsschranke. Es wurden Kameras und Handys/Smartphones gesucht, diese sind hier komplett verboten und dieses sollte nicht die letzte Kontrolle bleiben. Fotos kann man daher nur von außen oder von der Ferne aus machen. Weiter ging es in einen Sammelraum, hier saßen wir wie in einem Gate am Flughafen und warteten bis die Plätze sich füllten. Es gab mehrerer solcher Gates, die durch Gitterzäune in rechteckige "Zellen" eingeteilt waren. Hier wurde ich wieder von jungen Indern angesprochen, welche mir erst einmal ein paar Kekse anboten. Danach wurde ich ausgequetscht und mit Fragen nach Namen, Land, Familienstand und auch Gehalt bombardiert. Kaum hatte sich der erste getraut mich anzusprechen hatte ich eine aufgeregte Schar von acht Leuten um mich rum. Die Erwachsenen hielten sich im Hintergrund und unterzogen Ihrerseits wiederum den Jugendlichen einer Befragung. Aber es war wie schon so oft nicht aufdringlich und sehr höflich. Dann wurde die finale Tür geöffnet und wie wurden zusammen auf die Reise geschickt. Der sternförmige Weg wurde immer wieder mit netten Gelegenheiten zum Kauf von Andenken oder auch Getränken und Snacks angereichert. Zwischendrin auch direkt Automaten, wo ich einfach und unkompliziert mittels Kreditkarte meine Spende platzieren darf. Meine Jungs begleiteten mich auf dem Großteil der Runde und erklärten mir gerne immer wieder am Rand stehende Schilder, welche auf Tamil geschrieben waren. Als Gesamtes war die Anlage sicherlich einen Besuch wert, wenn mich auch andere Tempel in Indien mehr erstaunt und begeistert haben. Die Allgegenwärtigkeit des großen Meisters Sri Sakthi Amma lässt immer wieder den Eindruck eines sektenähnlichen Führers erwecken. Ein Mann, der unbestritten, Großes geleistet hat und auch Schulen und Krankenhäuser finanziert hat. Aber die vielen Aufforderungen, dass auch die Ärmsten der Armen spenden müssen und "Charity" nicht nur ein Privileg der Reichen sei, machte mich nachdenklich. Auch der sehr prunkvolle Auftritt des Meisters und das Umhertragen in Sänften, führen dann nicht zur Änderung dieses Eindrucks. Aber ich bin zu weit weg und habe zu wenig tiefes Wissen, um mir hier ein Urteil leisten zu können.

Das Fort von Vellore wurde im 16. Jahrhundert erbaut und befindet sich im Herzen der Stadt. es beheimatet einen hinduistischen Tempel und ist für jedermann zugänglich. Auch dieser Besuch hat sich gelohnt und den Tag erfolgreich abgerundet.

Bis bald,
Hermann

Fort Vellore

Tempel im Fort

Fort Vellore 
Fort Vellore

Tag 78 - Tiruvannamalai

Heute morgen ging es gleich wieder früh um sieben los nach Tiruvannamalai, eine Stadt 180 Kilometer von Chennai entfernt im Westen gelegen. Dort will ich die Tempelanlage Arunachaleswara besuchen und wie es der Zufall will gibt es dort auch noch eine kleine nette Serie von Geocaches. Vielen Dank an dieser Stelle an Thomas für den Tipp.
Eingang durch den Gopuram
Die Fahrt war ungewohnt still und nichts desto trotz gefühlt schnell vorbei. Angekommen hat Navaz das Auto geparkt und sich dann von mir verabschiedet, er wollte lieber am Auto warten und den fehlenden Schlaf nachholen. So bin ich dann alleine los marschiert und habe erst einmal den Tempel von außen bestaunt. Das sind schon imposante Bauwerke, wenn man bedenkt das diese Anlagen vor tausend Jahren erbaut worden sind. Da gab es wenige technische Hilfsmittel und die Erbauung hat wie unsere großen Kathedralen Jahrzehnte bis Jahrhunderte gedauert. Generationen von Königen haben hier bauen und erweitern lassen. Der gewaltige Arunachaleswara-Tempel, das zentrale Heiligtum der Tempelanlage – mit einer Ausdehnung von knapp zehn Hektar einer der größten Südindiens – sind drei Innenhöfe angeordnet, die jeweils durch kunstvoll verzierte Gopurams (Tortürme) betreten werden. Der innerste Gopuram, der „Papageienturm“, wurde im 11. Jahrhundert errichtet. Der Arunachaleswara-Tempel ist dem Gott Shiva Lingodbhava geweiht, der auf dem Berg Arunachala nahe der Stadt in Form einer Feuersäule erschienen sein und damit das Zeichen des Lingam geschaffen haben soll. Pilger besuchen nicht nur den Arunachaleswara-Tempel, sondern besteigen oder umkreisen auch den sagenumwobenen Berg, nach dem er benannt ist.
Tiruvannamalai ist einer der meistbesuchten hinduistischen Wallfahrtsorte in Tamil Nadu. 
Im inneren Tempel durfte ich dann nur noch eingeschränkt fotografieren, habe es aber geschafft einen Schnappschuss des Tempelelefanten zu ergattern. Der Elefant hat jeder Person, die ihm ein Geldstück in den Rüssel steckte, zum Dank mit dem Rüssel den Kopf gestreichelt. Das durfte ich leider nicht fotografieren, war der Rüssel übrigens gut gefüllt hat er ihn ordnungsgemäß bei seinem Mahut ausgeleert.
Den großen Papageien Tempel durfte ich in Shorts leider nicht besuchen, aber jede Menge kleine Tempel haben mein Verlangen mehr als gestillt.
Tempelelefant
Weiter ging es, um die restliche gigantische Anlage zu besichtigen und den ersten Cache zu finden. Nachdem beides erfolgreich gelungen war und ich dabei sehr schnell gelernt habe im Schatten zu laufen, denn barfuß sind die Steine der Tempelanlage um diese Jahreszeit mehr als warm und der Geruch von verbrannter Haut ist auf Dauer nicht angenehm. Habe ich mir so die nächste Pediküre gespart.
Auf zur Höhle im Berg, dort hat ein bekannter Yogi lange Jahre gelebt und ist zu innerer Ruhe und Besinnlichkeit gekommen. Beim Aufstieg nach oben, habe ich allerdings eher daran gedacht, dass er einfach nur nicht wieder den ganzen Weg zurück laufen wollte. Belohnt wurde die elende Kraxelei allerdings durch einen wundervollen Ausblick auf die Tempelanlage.
Arunachaleswara
Von hier oben hat man erst die wahren Ausmaße der gesamten Anlage erkannt und bestaunt. An der Höhle angekommen, war ich überrascht. Denn es präsentierte sich ein kleines Häuschen mit vielen grünen Pflanzen und einem großen mächtigem Baum vor dem Haus. Es herrschte das Gebot der Stille und weder Kameras noch Handys/Smartphones waren erwünscht. Schnell den Cache gesucht und gefunden und dann die herrliche Stille genossen. Dann bin ich in das kleine Haus gegangen, und siehe da es gab einen kleinen Vorraum und dahinter die wahre Höhle. Dort saßen bei Räucherstäbchen geschwängerter Luft die Priester und Gurus und meditierten. Auch ich nutzte die Gelegenheit um kurz in mich zu gehen. Erholt und nach einer halben Stunde auch wieder einigermaßen trocken, wollte ich mich auf den Rückweg machen. Doch plötzlich wurde ich von einem der jungen Helfer/Priester in Ausbildung herbei gewunken und wurde zu meiner völligen Überraschung eingeladen das Mittagessen mit ihnen einzunehmen. So zeigt sich mal wieder, die die wirklich wenig haben geben am Ehesten und ganz ohne Hintergedanken. Immer noch verdutzt saß ich mit den Priestern im Vorraum auf dem nackten Betonboden und wurde mit Reis, Sambal, Salat aus Möhren, Zwiebeln und Okra Schoten, sowie der üblichen Buttermilch versorgt. Alles ohne viel Worte und noch weniger Aufhebens. Höflich bedankte ich mich danach und der älteste Priester sagte mir es sei ihm eine Freude gewesen. Nun vollends gestärkt ging es auf zum letzten Cache dem Ashram.
Virupaksha Cave
Blick auf den Eingang
Der Sri Ramana Maharshi Ashram war für mich der Abschluss der Cache Serie und führte mich wieder den Berg herunter und drei Kilometer weiter an den Eingang des Ashram. Auf dem Weg bergab stürzte sich eine Horde von Jungen auf mich und die Kleinen riefen immer wieder "Foto, Foto Sir" und so musste ich eine wahre Flut von Fotos schießen und den kleinen Rackern immer wieder direkt zeigen. Sie waren total begeistert die Bilder direkt auf dem kleinen Monitor der Kamera sehen zu können.
Die Jungens mit Schleuder
 Angelockt vom Lärm der Jungen, ließen die Mädchen nicht lange auf sich warten und erwarteten das gleiches Recht für alle gilt und ich schoss die nächste Flut von Fotos und zeigte auch diese Fotos immer und immer wieder der gesamten Kinderschar. Das kleinste der Mädchen nahm begierig meine Hand und ließ diese gar nicht wieder los. Immer wieder bewunderte sie die helle Hand in ihrer kleinen braunen Hand und lachte mich fröhlich an. 
Gleiches Recht für alle, die Mädels
 Dann wurde ich nach meinem Namen gefragt und ich konnte nicht anders und musste auch nach den namen der Kinder fragen. Daraufhin prasselte eine Lawine von Tamilnamen auf mich ein und ich habe dann freundlich jedes Kind einzeln nach seinem Namen gefragt und ihn solange wiederholt bis er einigermaßen von den Kindern akzeptiert wurde. Dann kramte ich noch einen Kugelschreiber heraus und gab ihn der Meute, die gleich nach mehr fragte, aber der Kugelschreiber war alles was ich bei mir hatte. Geld interessierte die kleinen Fratze nicht, aber der "Pen" war etwas Wunderbares. Also Leute, nehmt Kugelschreiber mit nach Indien und macht kleine Kinder glücklich. Was für ein tolles Erlebnis.
Der lange Weg zum Ashram war dann gar nicht mehr so lang und auch dort habe ich schnell den Cache gefunden. Also weitere drei Erfolge für die Geocaching Historie. Als ich den Ashram wieder verlassen wollte, rief mich ein aufgeregter Navaz an. Ich sei ja schon so lange weg und es wäre so heiß heute, ob alles in Ordnung wäre. Da konnte ich ihn glücklicherweise beruhigen und sagte ihm in zwanzig Minuten wäre ich bei ihm. So war es dann auch und ich erzählte ihm von meinen Erlebnissen. Auch er war überrascht über die Einladung der Priester. 

Frohe Ostern,
Hermann






Tag 77 - Good Friday, Karfreitag, Pondicherry und Fisch im Moonrakers

Trotz Karfreitag haben in Indien nur die wenigstens Angestellten frei, die Vielzahl der Religionen macht nicht automatisch jeden Feiertag zu einem gesetzlichen Feiertag, so ist auch Ostermontag hier kein Feiertag. Einige Kollegen nutzen die westliche Abwesenheit und gingen in ein langes Wochenende. Da ich auch am Montag nicht arbeite ist es für mich ein sehr langes Wochenende, wie in Deutschland auch.
Heute morgen ging es um sieben Uhr mit Leela los Richtung Pondicherry, das letzte Mal war ich ja "nur" am Strand (Paradise Beach) und es war mein erster Tag in Indien. So wollte ich den heutigen Tag nutzen und mir die Stadt ein wenig ansehen. Die Stadt kam 1673 unter französische Herrschaft und blieb bis 1954 die Hauptstadt Französisch-Indiens. Noch heute ist der französische Einfluss spürbar. Puducherry ist bekannt für sein europäisch anmutendes Stadtbild und den Sri Aurobindo Ashram. Es gibt auch viele französisch sprechende Ausländer hier und auch in den einschlägigen Lokalen wird französisch gesprochen.
der Ashram
Als erstes machten wir uns auf den Weg in das Ashram, wir mussten noch auf der Straße unsere Schuhe ausziehen und unsere Handys ausschalten. Ebenfalls war es verboten Fotos zu machen und zu sprechen. Der Ashram ist ein Ort der Besinnung und inneren Einkehr. Hier leben 1500 Menschen verteilt auf 400 Gebäuden, sie allen folgen den Lehren des Yogi Aurobindo.
Dann quälte mich der Hunger auf ein französisches Frühstück und wir gingen in eine Bäckerei voller europäischer Köstlichkeiten. Navaz und Leela waren sehr sehr überascht, als sie erfuhren das es nichts warmes zu essen gab. Sondern nur kalte Crossaints und Pain aux Chocolat. Aber die schmeckten fantastisch. Der Kaffee war den beiden nicht süß genug und auch sechs Stückchen Zucker konnten das nicht ändern. Der indische Kaffee wird mit gesüßter Milch zubereitet, vielleicht liegt es daran. Da ich Kaffee immer ohne Zucker trinke war es für mich ein Genuss.
Französische Bäckerei

Pain aux Chocolat
 Nach dem Frühstück auf zum Pondicherry Beach, der Strand liegt direkt an der Stadt und ist von einem Prachtboulevard einer "Avenue" umgeben. Wirklich sehr schön und die frische Brise vom Meer macht die vierzig Grad Celsius etwas erträglicher.
Eine große Statue von Ghandi und Neru ließ uns anhalten und ein paar Erinnerungsfotos machen. Wir nutzten dann gleich auch die Gelegenheit und gingen runter ans Wasser. Das war wirklich eine nette Aussicht und Leela wollte direkt Fotos zur Erinnerung haben. So kam es unter anderem zu den folgenden Bildern.

Leela at Pondicherry Beach

Pondicherry Beach

Blick bis zum Kai
Jetzt galt es eine Entscheidung zu treffen, sollen wir uns noch in die Schlange stellen und mit dem Boot zum Paradise Beach fahren. Um dort maximal knietief im Wasser zu plantschen, oder direkt Richtung Moonrakers und den Strand dort ohne Männer mit Trillerpfeifen genießen. Da die beiden Nichtschwimmer zum einen in Person von Navaz eh nicht ins Wasser gehen und zum anderen in Person von Leela nur ein wenig am Rand plantschen, traf ich die einsame Entscheidung zum Moonrakers zu fahren. Der Strand ist vielleicht nicht so schön sauber und auf Touristen gemacht, aber dort gibt es tolle Wellen und ich kann ins tiefe Wasser und schwimmen wie ich lustig bin.
Auf dem Weg dorthin sind wir an einer riesige Anzahl von flachen rechteckigen Teichen und weiße Hügel und nach einigen hundert Metern erkannte ich, dass hier Salz aus Meerwasser gewonnen wird. Da musste Navaz anhalten und Leela und ich sind losmarschiert um uns das mal genauer anzusehen.

Salzberge sind sehr hart

hier sind die Teiche kleiner und die Salzkonzentration höher

Salzgewinnung
Die armen Menschen dort mussten sich in der Mörderhitze auch noch mit Salzwasser herumplagen. Die Hände und Füße sind bestimmt nicht butterzart. Aber es war sehr interessant wie viel und wie augenscheinlich schnell Salz aus dem Meerwasser gewonnen werden kann. Wikipedia meint dazu aus einem Kubikmeter Meerwasser bekommt man 23kg Salz.
In Mamallapuram angekommen direkt das Auto auf dem Parkplatz am Moonrakers geparkt und glücklicherweise den letzten Schattenparkplatz erwischt. Dann sind wir zu Fuß bis an den Strand gelaufen und haben uns dort wie kleine Kinder im Wasser ausgetobt während Navaz auf unsere Klamotten aufgepasst hat. Plötzlich entdeckte Leela eine Gruppe europäischer junger Frauen und war sehr erstaunt wie leicht bekleidet diese Frauen am Strand herumliefen. Für uns normal im Bikini, für ihn eine absolute Unvorstellbarkeit und er konnte sich an der vielen Haut gar nicht satt sehen. Als ich ihm dann noch von den bei uns üblichen FKK Stränden erzählte, wollte er mir gar nicht mehr glauben. Fragte direkt was denn die Regierung dazu sagen würde, diese Nackten müssten doch bestimmt ins Gefängnis. So zeigten sich mal wieder die Unterschiede unserer Kulturen.
Fertig gebadet ging es extrem hungrig und durstig ins Moonrakers, um ein weiteres Mal den tollen Fisch dort zu genießen. Auf dem Weg dorthin bemerkte ich wie das ganze Salz an meiner Haut klebte und freute mich insgeheim schon auf die Dusche in Chennai. Der Fisch war wie üblich fantastisch, Navaz hatte wie üblich sein Fischcurry und kleine Prawns (Krabben). Dann zurück nach Chennai und der erste Tag des langen Wochenendes ist Geschichte.

Liebe Grüße,
Hermann

Tag 73 - Happy new year in Tamil Nadu

Heute wird auch in Tamil Nadu das hinduistische Neujahr Baisakhi gefeiert. Zu diesem Anlass tragen die Frauen gelbe Saris und es werden traditionelle Tänze aufgeführt. Es ist ein öffentlicher Feiertag und niemand geht arbeiten, außer den indischen Kollegen, die für die BASF arbeiten. Der Campus ist wie leer gefegt auch die Straßen waren heute morgen erfrischend frei.
Auf dem Campus hielt ein neuer Caterer für die südinidische Küche Einzug. Und überraschenderweise ist es Saravana Bhavan, die beste vegetarischen Restaurantkette in Indien. Da war trotz der wenigen Anwesenden eine endlose Schlange bei der Eröffnung. So haben wir uns für die nordindische Küche in der gegenüberliegenden Kantine entschieden. In den beiden großen Kantinengebäuden sind jeweils im ersten und zweiten Stock in Summe sechs verschiedene Küchen, so bleibt einem immer eine Alternative. Preise zwischen 40 und 80 Rupien (50 Cent bis ein Euro) sind erschwinglich und für mich sogar exorbitant günstig. Da es auch noch super lecker ist (hatte ich das schon einmal erwähnt?) ist aus meinem Plan in Indien ein paar überflüssige Pfunde los zu werden auch nichts geworden.

Cu soon,
Hermann 

Tag 72 - Koyambedu

Koyambedu
Der Koyambedu-Markt im indischen Chennai gilt als größter Umschlagplatz für Blumen und Gemüse in Asien. Es ist ein Dorf in der Großstadt auf der Fläche von 120 Fußballfeldern.
Das waren die einführenden Worte eines Berichtes im Mannheimer Morgenweb auf den mich ein guter Freund aufmerksam gemacht hat. Und ich kann nur sagen vielen Dank dafür Tim, es war ein absolutes Highlight meines Besuches, pure India at his best.
Koyambedu der Markt in Chennai, der tagtäglich die ganze Stadt mit Obst, Gemüse und Blumen versorgt. Dieser Ort ist einen Besuch wert und ich habe es nicht bereut mich heute morgen um sechs Uhr aus dem Bett gewälzt zu haben. Farben, Gerüche und eine typische Marktgeräuschkulisse erwarten den Besucher. Da der Markt zum Schutz vor Hochwasser einige Stufen höher gelegt wurde und die Gassen zwischen den Ständen sehr eng sind, wie auf den Fotos zu sehen, haben die Zulieferer keine Möglichkeit bis zu den Ständen heranzufahren. Alle Waren werden von Trägern, welche sich als Tagelöhner verdingen, auf dem Kopf oder auf dem Rücken zu den Verkaufsständen transportiert. Sie quetschen sich mit lauten Rufen zwischen den Besuchern durch und hasten durch die schmalen Gassen. Jeder schiebt sich an jedem vorbei, ein einziges großes Gedränge, man wird von allen Seiten geschubst und an allen möglichen Körperstellen berührt. Aber alles ohne böse Absicht und jedem wird das gleiche Recht zugestanden.
Immer wieder wurde ich gebeten Fotos zu machen, was mich sehr wunderte, bis Navaz mich daraufhinwies, dass diese Leute keinen Fotoapparat besitzen, und so einfach auf einem Bild sein wollen. Vielen musste ich das Bild auch zeigen und wie üblich wurde ich oft angesprochen, begrüßt oder/und mir die Hand geschüttelt. Als ich mir einen Gemüsestand ansah, spürte ich wie jemand meinen T-Shirt Ärmel hochschob und ich drehte mich um. Da stand ein junger Inder und bestaunte mein Tattoo und ich zeigte ihm gerne das gesamte Kunstwerk. Navaz nutzte die Gelegenheit und hat gleich einige Einkäufe erledigt, ich war vollauf damit beschäftigt möglichst viele Eindrücke in mich aufzunehmen und Fotos über Fotos zu machen. Zurück am Auto stellten wir fest, dass die Fahrerseite zugeparkt war und ich bot Navaz an über den Beifahrersitz zu klettern und den Tata aus der Enge herauszufahren. Und so kam ich zu meinen ersten und bestimmt auch letzten Metern im indischen Straßenverkehr.
der Kleine lief weinend davon als er mich sah
Farben und Farben


























Träger
Träger




Nachschub


auf ins Gedränge













Jeder will ein Foto

Jackfruit



Nach dem Markt hatten wir beide Hunger und ich wollte gerne eine Dosa zum Frühstück, so ging es in den nächsten Saravana Bhavan, denn dort gibt es die leckersten Dosas.
Ghee Masala Dosa
Draußen wartete schon der obligatorische Parkplatzwächter auf uns der mit seiner schmucken Uniform und der obligatorischen Trillerpfeife dafür sorgt, dass jeder Gast ordentlich einparkt und auch wieder hinauskommt.
der typische Parkplatzwächter

Abschließend sind wir auf den höchsten Punkt Chennais gefahren, der 67 Meter hohe St. Thomas Mount. Er befindet sich im Süden von Chennai nahe des Flughafens. Von hier aus hat man einen wunderbaren Überblick über Chennai. Hier hat angeblich der Apostel Thomas den Märtyrertod erlitten. Der Hügel ist auch fest in christlicher Hand und auf der Spitze ist unter anderem eine kleine Kirche errichtet.





Liebe Grüße,
Hermann