Trotz Karfreitag haben in Indien nur die wenigstens Angestellten frei, die Vielzahl der Religionen macht nicht automatisch jeden Feiertag zu einem gesetzlichen Feiertag, so ist auch Ostermontag hier kein Feiertag. Einige Kollegen nutzen die westliche Abwesenheit und gingen in ein langes Wochenende. Da ich auch am Montag nicht arbeite ist es für mich ein sehr langes Wochenende, wie in Deutschland auch.
Heute morgen ging es um sieben Uhr mit Leela los Richtung Pondicherry, das letzte Mal war ich ja "nur" am Strand (Paradise Beach) und es war mein erster Tag in Indien. So wollte ich den heutigen Tag nutzen und mir die Stadt ein wenig ansehen. Die Stadt kam 1673 unter französische Herrschaft und blieb bis 1954 die Hauptstadt Französisch-Indiens. Noch heute ist der französische Einfluss spürbar. Puducherry ist bekannt für sein europäisch anmutendes Stadtbild und den Sri Aurobindo Ashram. Es gibt auch viele französisch sprechende Ausländer hier und auch in den einschlägigen Lokalen wird französisch gesprochen.
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der Ashram |
Als erstes machten wir uns auf den Weg in das Ashram, wir mussten noch auf der Straße unsere Schuhe ausziehen und unsere Handys ausschalten. Ebenfalls war es verboten Fotos zu machen und zu sprechen. Der Ashram ist ein Ort der Besinnung und inneren Einkehr. Hier leben 1500 Menschen verteilt auf 400 Gebäuden, sie allen folgen den Lehren des Yogi Aurobindo.
Dann quälte mich der Hunger auf ein französisches Frühstück und wir gingen in eine Bäckerei voller europäischer Köstlichkeiten. Navaz und Leela waren sehr sehr überascht, als sie erfuhren das es nichts warmes zu essen gab. Sondern nur kalte Crossaints und Pain aux Chocolat. Aber die schmeckten fantastisch. Der Kaffee war den beiden nicht süß genug und auch sechs Stückchen Zucker konnten das nicht ändern. Der indische Kaffee wird mit gesüßter Milch zubereitet, vielleicht liegt es daran. Da ich Kaffee immer ohne Zucker trinke war es für mich ein Genuss.
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Französische Bäckerei |
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Pain aux Chocolat |
Nach dem Frühstück auf zum Pondicherry Beach, der Strand liegt direkt an der Stadt und ist von einem Prachtboulevard einer "Avenue" umgeben. Wirklich sehr schön und die frische Brise vom Meer macht die vierzig Grad Celsius etwas erträglicher.
Eine große Statue von Ghandi und Neru ließ uns anhalten und ein paar Erinnerungsfotos machen. Wir nutzten dann gleich auch die Gelegenheit und gingen runter ans Wasser. Das war wirklich eine nette Aussicht und Leela wollte direkt Fotos zur Erinnerung haben. So kam es unter anderem zu den folgenden Bildern.
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Leela at Pondicherry Beach |
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Pondicherry Beach |
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Blick bis zum Kai |
Jetzt galt es eine Entscheidung zu treffen, sollen wir uns noch in die Schlange stellen und mit dem Boot zum Paradise Beach fahren. Um dort maximal knietief im Wasser zu plantschen, oder direkt Richtung Moonrakers und den Strand dort ohne Männer mit Trillerpfeifen genießen. Da die beiden Nichtschwimmer zum einen in Person von Navaz eh nicht ins Wasser gehen und zum anderen in Person von Leela nur ein wenig am Rand plantschen, traf ich die einsame Entscheidung zum Moonrakers zu fahren. Der Strand ist vielleicht nicht so schön sauber und auf Touristen gemacht, aber dort gibt es tolle Wellen und ich kann ins tiefe Wasser und schwimmen wie ich lustig bin.
Auf dem Weg dorthin sind wir an einer riesige Anzahl von flachen rechteckigen Teichen und weiße Hügel und nach einigen hundert Metern erkannte ich, dass hier Salz aus Meerwasser gewonnen wird. Da musste Navaz anhalten und Leela und ich sind losmarschiert um uns das mal genauer anzusehen.
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Salzberge sind sehr hart |
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hier sind die Teiche kleiner und die Salzkonzentration höher |
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Salzgewinnung |
Die armen Menschen dort mussten sich in der Mörderhitze auch noch mit Salzwasser herumplagen. Die Hände und Füße sind bestimmt nicht butterzart. Aber es war sehr interessant wie viel und wie augenscheinlich schnell Salz aus dem Meerwasser gewonnen werden kann. Wikipedia meint dazu aus einem Kubikmeter Meerwasser bekommt man 23kg Salz.
In Mamallapuram angekommen direkt das Auto auf dem Parkplatz am Moonrakers geparkt und glücklicherweise den letzten Schattenparkplatz erwischt. Dann sind wir zu Fuß bis an den Strand gelaufen und haben uns dort wie kleine Kinder im Wasser ausgetobt während Navaz auf unsere Klamotten aufgepasst hat. Plötzlich entdeckte Leela eine Gruppe europäischer junger Frauen und war sehr erstaunt wie leicht bekleidet diese Frauen am Strand herumliefen. Für uns normal im Bikini, für ihn eine absolute Unvorstellbarkeit und er konnte sich an der vielen Haut gar nicht satt sehen. Als ich ihm dann noch von den bei uns üblichen FKK Stränden erzählte, wollte er mir gar nicht mehr glauben. Fragte direkt was denn die Regierung dazu sagen würde, diese Nackten müssten doch bestimmt ins Gefängnis. So zeigten sich mal wieder die Unterschiede unserer Kulturen.
Fertig gebadet ging es extrem hungrig und durstig ins Moonrakers, um ein weiteres Mal den tollen Fisch dort zu genießen. Auf dem Weg dorthin bemerkte ich wie das ganze Salz an meiner Haut klebte und freute mich insgeheim schon auf die Dusche in Chennai. Der Fisch war wie üblich fantastisch, Navaz hatte wie üblich sein Fischcurry und kleine Prawns (Krabben). Dann zurück nach Chennai und der erste Tag des langen Wochenendes ist Geschichte.
Liebe Grüße,
Hermann