Tag 57 - Ooty und Mudumalai

Am nächsten sehr frühen Morgen ging es dann also sehr sehr sehr früh los. Als wir aus dem Haus kamen, war habe ich erst gedacht es hätte über Nacht geregnet. Aber dann sah ich Christophers Vater, der die gesamte Fläche vor dem Haus "wässerte". Mein seltsamer Blick muss Christopher aufgefallen sein, denn er erklärte mir gleich das es Usus ist. Bevor die erste Person das Haus/Grundstück verlässt, wird alles einmal nass gemacht. Warum hat sich mir nicht erschlossen.
Auf zum Bahnhof und dann zum Schalter und die erste Challenge des jungen Tages motiviert angefangen. Wie in Indien üblich hingen dort Listen aus, auf denen alle Zuggäste namentlich augelistet sind. Obwohl wir telefonisch als gebucht bestätigt wurden, waren unsere Namen dort nirgends zu finden. Letzte Chance den Bahnvorsteher fragen und eventuell mit ein paar hundert Rupien "überreden". Hört sich ein wenig seltsam an, aber genauso funktioniert das hier. Es gibt einen in Unform gekleideten Bahnvorsteher, welcher wie ein Großwesir die Geschicke des Bahnhofs verwaltet, inklusive aller Passagierlisten und nur wer auf seiner Liste steht kommt auch in den Zug. Egal was auf irgendwelchen Tickets, Internetbestätigungen, oder sonstigen Dokumenten steht. Wenn dann halt nicht genug Platz in der Kabine ist, wird enger zusammengerückt. Leider hat sich für uns nichts mehr ergeben und wir sind enttäuscht abgezogen. Dann halt mit dem Auto zum nächsten Bahnhof und dort versuchen einen Platz zu ergattern.
Die Bergbahn in Kurumbadi 
Vom neuen Bahnhof fuhr allerdings keine Dampflok mehr, aber immerhin eine Schmalspurbergbahn und es waren ja auch noch 20 Kilometer bis Ooty. Für den unglaublichen Preis von 10 Rupien (1,20 Euro) erstanden wir zwei Tickets und setzten uns in ein Abteil. Navaz machte sich derweil per Auto auf den weiteren Weg nach Ooty. Im Abteil wurde es sehr schnell eng und zwar indisch eng, da saßen Leute auf dem Schoß anderer und trotzdem versuchten weitere dazuzusteigen. Aber es war eine sehr witzige und muntere Truppe, viele kamen von der Nachtschicht oder fuhren zur Arbeit.
Endlich im Zug
Wir wurden über die Hotspots in und um Ooty aufgeklärt und eine Geschichtsstunde gab es während der Fahrt on top. Die Zugfahrt führte uns durch Orte, wie Coonoor, Wellington, Bicketty, Lovedale oder Fernhill. Alles sehr britische Namen und es war schnell klar, dass auch die ehemaligen Kolonialherren das milde Klima in und um Ooty schätzten. Etwas ganz aufregendes war für alle im Zug die Durchquerung eines Tunnels und wenn er auch nur einige Meter lang war. Der gesamte Zug verfiel in ein Gekreische, wie ich es nur vom Rummel kenne und mir wurde postwendend ein Platz am 
Fenster angeboten, da man von dort noch den Tunnel sehen könnte. Da verkniff ich mir die Erwiderung von kilometerlangen Tunneln zwischen den Alpenländern. 
In Ooty angekommen spürte ich wie schon auf der Zugfahrt die herrlich kühle Brise und die sehr angenehmen 26 Grad. Das war einigen Leuten schon eine Daunenjacke, wie ich sie bei uns im Winter trage, wert. Für uns ging es erst einmal frühstücken und es gab im Bahnhofslokal die üblichen Idlis mit Chutney und Masala. Kostenpunkt für ein Frühstück für drei Personen 1,60 Euro. Da kann man sich das gerne leisten, die anderen einzuladen.
Frisch gestärkt auf in den botanischen Garten, der aufgrund des Klimas mit Gewächsen aus allen möglichen Ländern aufwartete. 
Indien als Gartenbeet
Da waren Bereiche sehr europäisch angelegt mit gleichlautenden Namen, wie der italienische Bereich eindrucksvoll dokumentierte. Ein
Riesige Bäume
Gewächshaus voller Geranien und Petunien, lies mich an die vielen bunten Balkone und Terrassen in Deutschland denken. Wir genossen einfach die Stille und Vielfalt. Fast alle, denn Navaz machte nach einigen Minuten schlapp und setzte sich gelassen auf ein Parkbank, um auf uns zu warten.
Christopher und ich sind noch bis in die letzte Ecke gegangen, da ich gerne alles besichtigen wollte Typisch deutsch halt, wenn ich Eintritt zahle gehe ich auch bis in die letzte Ecke. Das wurde mir bewusst als Christopher mir sagte, in den Ecken wie mit mir wäre er noch nie hier gewesen und er war schon sehr oft dort. Nächster Stop auf der Liste war der Rosengarten, dort gibt es über 2000 tausend verschiedene Rosenarten und es muss ein wahre blühende Pracht sein. Leider sind wir zu früh gekommen, denn die Rosen blühen erst ab Mitte/Ende April. Und da sind wir doch lieber direkt weiter zum nächsten Ziel gefahren zum Doddabetta Peak, dem höchsten Punkt im Nilgiris Distrikt und der zweithöchste Punkt in Südindien mit 2690 Metern.
Doddabetta
Das waren anstrengende neun Kilometer für den kleinen Tata. Aber ein traumhafter Ausblick auf die Umgebung. Es gab dort eine Teleskopstation und die exorbitant lange Warteschlange bewegte auch Christopher und mich dazu uns anzustellen. So vergingen etwa dreißig Minuten und ich nutzte die Gelegenheit für einige Schnappschüsse von der Umgebung. Das Teleskop stellte sich als ein altes fest auf ein Ziel eingestelltes und fixiertes Fernglas auf einem Podest heraus. Ein kurzer Blick und darauf scheuchte der extra abgestellte Manger des Teleskops einen auch schon weiter. Witzige Sache aber dennoch und für den Ausblick hat es sich allemal gelohnt.

Ausblick von Doddabetta
Auf dem Rückweg kaufte ich noch eine Tüte Möhren, welche Christopher und ich uns gleich schmecken ließen. Weiter unten kauften wir gleich noch eine zweite Tüte für Navaz, der wieder treu am Auto wartete.
So hieß es also auf zum nächsten Ziel dem Misty Woods Ressort in Mudumalai, der Heimat von Elefanten, Leoparden, Affen und Tigern. Wir wurden auf einer Hütte auf Stelzen gut vier Meter über dem Boden untergebracht als Schutz vor den Tieren in der Nacht, obwohl das ganze Ressort von einer Mauer umgeben war. Die Unterkunft bestand aus einem Zimmer, einem großen Bad und einer Veranda. Auch hier wurde mir wieder großzügig das Bett überlassen und die anderen Beiden schliefen auf Matratzen auf dem Boden.
Nachtsafari
Abendessen und dann ging es auf die Nachtsafari, wir wurden mit einem großen Jeep zu siebt in einen nahe gelegenen Ort kutschiert und dort auf zwei Jeeps verteilt. Dann ging es los in den Wald/Dschungel um in der Ruhe und Kühle der Nacht Tiere aufzuspüren. Nach einiger Zeit habe ich mich im hinteren Teil des Jeeps aufgestellt um besser sehen zu können. Sehr schnell sahen wir die ersten Hirsche und Rehe (Sambar), denn erhofften Tiger bekamen wir allerdings nicht zu Gesicht. Dann standen wir längere Zeit ganz still auf einer Lichtung und die Nacht brachte die Geräusche der Fauna zu uns. Ein strahlender Sternenhimmel tat sein übriges um diesen Moment zu einem Besonderen zu machen. Es ging in einer langen Schleife zurück und wir wurden übergeben an einen weiteren Jeep, auf dem wir uns wieder zu siebt zusammen rafften. Aber die Safari war noch nicht zu Ende und der Fahrer hielt immer wieder an einigen Wasserstellen und tatsächlich da sahen wir dann einen Elefanten. Imposant und so unglaublich nah, ließ er sich durch die nächtlichen Ruhestörer gar nicht aus der Ruhe bringen und trottete gemütlich seines Weges. Fotos waren da leider aufgrund der Dunkelheit ein Ding der Unmöglichkeit. Wieder im Ressort angekommen haben wir noch ein wenig auf unserer Terrasse gesessen und sind dann müde und zufrieden schlafen gegangen.

Bis bald,
Hermann


Unser Bett im Misty Woods Ressort


warten auf das Abendessen

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