Und wieder eine unvergessene Nacht. Navaz mit seinem mächtigen Körper hat Geräusche von sich gegeben, die mit Sicherheit alle Tiere im Umkreis von mehreren Kilometern von uns ferngehalten haben. Um drei Uhr bin ich leider wach geworden und konnte bei dem Geräuschpegel nicht mehr einschlafen. Da habe ich mir mein Smartphone geschnappt und eine Stunde Nachrichten, Sport und Sonstiges gelesen. Um sieben Uhr sind wir bereits aufgestanden, da wir zum Mudumalai National Park wollten. Angekommen haben wir uns ein Ticket für den Rangerbus besorgt und bis zur Abfahrt gemütlich gewartet.
Tempelelefant mit Mahut |
überall zu finden |
zum Greifen nah |
Im Mudumalai National Park machen einmal im Jahr alle Elefanten Urlaub, die ansonsten in Tempeln in ganz Indien eingesetzt werden. Das gefällt den Dickhäutern so gut, dass einige verständlicher weise gar nicht wieder weg wollen. So nutzte ich die Gelegenheit einige Fotos von den Elefanten und ihren Mahuts zu machen.
Erinnerungsfoto am Stausee |
Der Bus kam und es ging los, da ich einen Platz am Fenster wollte nahm ich es in Kauf einen Sitz zu nehmen, der aus der Verankerung gebrochen war und ziemlich windschief in der restlichen Halterung lag. Na ja sind ja nicht zum Spaß hier. Auf ging es und schon nach wenigen Minuten die ersten Elefanten. Wow gleich ein halbes Rudel, sogar ein Jungtier war dabei und die Fotoapparate hörten gar nicht auf zu klicken. Es folgten noch etliche weitere Sichtungen von auch anderen Tieren, wie den Sambalhirschen, Affen und Pfauen. Nach der aufregenden Safari, die übrigens nur einen Bruchteil der Nachtsafari kostete, ging es zurück zum Ressort und es gab ein kleines schnelles Frühstück. Navaz war sehr unzufrieden, da es weder Idlis noch Dosa gab. "What is a breakfast without Dosa?" grollte er und ich verkniff mir jeglichen Kommentar. Reize keinen Elefanten und erst recht keinen wütenden Navaz. Als es weiter ging und wir nochmals nach Ooty wollten, um die angenehmen Temperaturen zu genießen, sagte der kleine müde Tata bei der zweiten anstrengenden Bergetappe mal dezent Bescheid. Nach einigen Kilometern leuchtete die "check engine" Lampe dauerhaft und Navaz Laune wurde dadurch nicht besser. Nachdem ich ihm versicherte, dass ein schnelles Ankommen in Ooty es nicht wert wäre den Motor des Autos zu riskieren, machten wir mehrmals auf dem Weg nach oben Pause. Als es dann wieder mit normaler Steigung und ohne Warnungen weiter ging, haben wir einen großen Stausee gefunden und die Zeit genutzt uns ein wenig die Beine zu vertreten und ein Erinnerungsfoto zu schießen.
Teefelder |
Auf dem weiteren Weg registrierte ich einen Geocache ganz in der Nähe mit dem Titel "nice view near Ooty" und ich wollte die Gelegenheit nutzen und meinen zugleich östlichsten und südlichsten Geocache zu finden. Zu meinem Glück erinnerte sich Navaz an dieses seltsame Spiel, da bereits ein Kollege vor einem Jahr mit ihm den gleichen Cache gesucht hat. So brachte uns Navaz zuverlässig wie immer an den ihm bekannten Einstiegspunkt und Christopher und ich machten uns auf den Weg. Was für eine elende Kraxelei, aber die fantastische Aussicht und die sehr schöne Anreise hat für die Mühen mehr als entschädigt. Endlich oben angekommen, machten wir uns bald wieder auf den Abstieg um Navaz nicht zu lange alleine zu lassen. Der hatte sich es im Auto gemütlich gemacht und ein Nickerchen gehalten. Als er uns dann durch die Teefelder zurückkommen sah, war er doch sehr aufgeregt. Denn wie er uns daraufhin sagte, wimmelt es in den Teefeldern nur so von Schlangen. Da sind wir anscheinend ein wenig zu unbedarft an die Sache herangegangen, allerdings weiß der Städter aus Chennai bestimmt nicht wie die Schlangen so drauf sind im echten Leben :).
auch überall zu sehen, Lastenträger |
auf dem Weg zum Cache |
Weiter nach Ooty und dort direkt ins nächste Hotel (europäisch Restaurant) mit dem Namen Hyderabad Biryani, das klang vielversprechend ist doch das Biryani in Hyderabad das beste Biryani in Indien. Serviert bekamen wir etwas schmackhaftes, aber mit Biryani hat es nicht viel gemein. Auch der Service war nicht sehr gut und meine beiden indischen Begleiter waren nicht mal ansatzweise begeistert, aber gesättigt.
Auf der Suche nach einer Unterkunft mussten wir leider feststellen, dass alle Lodges in Ooty belegt waren und wir haben uns nach kurzer Diskussion geeinigt wieder zu Christophers Eltern zu fahren und dort eine weitere Nacht zu verbringen. Das rettet mich vor den unheimlichen nächtlichen Geräuschen und bringt uns für den nächsten Tag schon etwas näher nach Chennai.
Dort angekommen warteten bereits der Onkel und der Bruder auf den Besuch und ich nutzte die Gelegenheit mich für das Geschenk zu revanchieren und meine Geschenke aus Ooty zu überreichen. Die Blumen wurden gleich unter das Bild des Großvaters gestellt, dessen Todestag sich heute jährte. Die Schokolade aus Ooty, eine echte Spezialität in Indien, wurde ebenfalls mit Dank und Begeisterung angenommen. Der Onkel war extra noch länger geblieben um ein wenig mit dem Besuch aus Europa zu plaudern. Der Bruder schloß sich dem Gespräch nur zu gerne an und ich war froh über die Gesellschaft. Bald kam die Frage, ob ich es ermöglichen könnte die Pateneltern von Christopher zu besuchen, welche nicht weit entfernt wohnten. Kein Problem sagte ich, denn den Beiden ging es gerade nicht so gut und sie würden es nur schwer zu Fuß bis zu Christophers Eltern schaffen. Da sind wir kurzerhand mit dem Auto dorthin gefahren und haben auf dem Weg noch den Bruder an der Bushaltestelle abgesetzt. Er machte sich auf den Rückweg nach seiner Familie in Bangalore und Überraschung, Überraschung, er arbeitet auch in der IT für Accenture.
Bei den Pateneltern angekommen wurden wir herzlichst empfangen, die Beiden warteten auf Stühlen vor dem Haus und sehnten gespannt unsere Ankunft herbei. Wir wurden mit Keksen und selbstgemachter Zitronenlimonade versorgt und sprachen über Indien und die nähere Umgebung Coimbatores. Ein netter Plausch und nach einer halben Stunde verabschiedeten wir uns. Christopher kniete beim Abschied vor seinen Pateneltern und die beiden segneten ihn mit Kreuzzeichen auf die Stirn. Zurück bei Christophers Eltern haben wir dann gegessen, also nur die Reisenden. Christophers Eltern hatten hoffentlich schon gegessen, aber mir fiel dann später auf, dass Christophers Eltern die Reste verspeisten. Für mich eine sehr unangenehme Situation in Indien ganz natürlich. Auch bei den Pateneltern war die Frau hauptsächlich damit beschäftigt den Besuch zu versorgen und sich im Hintergrund zu halten, während die Männer das Gespräch führten. Urplötzlich kam dort auch die Mutter des Patenonkels aus einem Winkel hervor und als ich sie, gemäß meiner Erziehung mit einer tiefen respektvollen Verneigung begrüßte, war das wohl etwas sehr ungewöhnliches, wie mir Christopher später erzählte. Das waren genau die Erfahrungen, die ich machen wollte und auch wenn sie mir mit meiner westlichen Erziehung nicht gefallen, sind sie für mich wertvoll. Die Dinge ändern sich allerdings auch in Indien und die Frauen werden in der Beziehung gleichgestellter, aber noch längst nicht überall. Nur in den gut gebildeten Mittelschichten, in den ländlichen Regionen ist man davon noch weit weit entfernt.
Abschließend durfte ich noch eine Fahrt auf der Bajaj (Vespa) machen und wir saßen ein wenig auf dem Dach des Hauses.
Liebe Grüße,
Hermann
Unsere Unterkunft im Ressort |
immer ein Foto wert, der indische Hutaffe |
auf dem Dach |
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