Tag 53 - 55 Abschied von Wibke und Rene

Am Donnerstag Abend war es dann soweit. Wibke und Rene fliegen nach sechs Wochen wieder nach Hause. Nun bin ich wieder alleine im Guesthouse. Es ist einfach schöner diese Zeit mit mehreren zu verbringen und dem Guesthouse tut es auch gut, wenn mehrere dort die Bude mit Leben füllen.
So werde ich mich jetzt am Freitag nachmittag auf den Weg nach Ooty machen und sicherlich ein wunderschönes Wochenende verbringen.

Liebe Grüße,
Hermann

Tag 52 - back to Chennai a second time and Residency Towers

Residency Towers
Eingang Residency Towers
Lobby Residency Towers
Wir sind nach gemütlichen elf Stunden Fahrt heute morgen gegen 7:00 Uhr wieder in Chennai angekommen. Leider habe ich unterwegs nicht viel Schlaf gefunden und bin daher gleich nach der Dusche (meine Herren kam da ein Dreck runter) ins Bett marschiert. Gegen mittag war ich dann wach und habe beschlossen doch noch zu arbeiten. Da kommen einem die viereinhalb Stunden Zeitverzögerung entgegen, denn in Deutschland war es erst 7:30 Uhr. So verbrachte ich einen weiteren Alltag mit meinem "daily business". Gegen Abend meldeten sich Wibke und Rene und fragten ob ich mit in die Residency Towers wollte. Keine Frage, denn die standen noch auf meiner ToDo-Liste. Also wurde ich um 19:00 Uhr abgeholt und Navaz hat uns zu den Residency Towers gefahren. Es gibt dort eine der ganz wenigen Bars in Chennai und auf dem Dach ist ein Restaurant mit einem angeblichen sehr schönen Aus- und Überblick über Chennai. Wir waren aber nur in der Bar :)
Angefangen sind wir mit Kingfisher Bier, aber als Pradeeb dazu kam und wir erst ein paar Kleinigkeiten gegessen haben, haben wir noch ein wenig auf die Geburt seiner Tochter angestoßen. Da sage ich nur Long Island Ice Tea Cocktail aus Pitchern hatte ich vorher auch noch nicht erlebt. Was für ein Kontrast zu meinem Wochenende, passte aber perfekt. Als wir leicht angeschlagen und mit einigen abschließenden Shootern verabschiedet aus der Bar gegangen sind, war der neue Tag bereits angebrochen.

Bike & Barrel












Bike & Barrel am Abend





Tag 51 - sleeping in a bamboo house

Diese Nacht war die pure Erholung für mich, umringt von Mitschnarchern habe ich friedlich bis in die frühen Morgenstunden geschlafen. Früh aufgestanden meine Biopause abgehalten und wieder schlafen gelegt. Auf dem Weg zur Toilette habe ich im trüben Morgenlicht viele meiner Reisegefährten ausserhalb der Hütten unter freiem Himmel schlafen sehen. Das hebe ich mir auf für den nächsten Besuch.
Cashew-Baum
Beim zweiten Aufwachen war ich immer noch die erste wache Person der Hütte, aber der Rest regte sich so langsam. Aufgestanden, waschen und Zähne putzen und auf zum Gemeinschaftsfrühstück. Es gab Idlis mit Chutneys, aber ich war nicht wirklich hungrig. Nach dem Frühstück ist die komplette Reisetruppe auf eine Trekking Tour gegangen. Da machte ich mir schon Sorgen doch nicht das richtige Schuhwerk für das angehende Mittelgebirge hier mitgenommen zu haben. Aber auf meine Nachfrage wie lange und weit wir unterwegs wären, kam die Antwort lange und weit, mindestens zwei Kilometer. Aber bestimmt auch nicht mehr. Da bin ich dann entspannt in meinen Teva Flipflops losgezogen.
Blick ins Tal
Es ging dann über einen ausgetretenen Pfad vermutlich knappe zwei Kilometer ins Hinterland, um dort an einem Wasserfall zu baden. Der Wasserfall waren ein paar hoch gegriffen als Stromschnellen zu bezeichnende schnellere Flusskurven. Aber mit dem Schein und Sein habe ich in Indien ja schon so manche Erfahrungen gemacht, man denke an die Hotels in Kerala.
Inder baden
Faszinierend konnte ich die kindliche Freude aller Inder am Aufenthalt im Wasser betrachten. Allerdings nur wenn das Wasser nicht höher als bis zu den Knien geht. Von jung bis alt saßen alle im Wasser und tobten, spritzten und plantschten um sich herum. Da ziehen sich die Männer auch völlig ungeniert bis auf die Unterhose aus und gehen damit ins Wasser. Ansonsten doch sehr konservativ und prüde, wird hier ganz unkompliziert mit nackten Tatsachen umgegangen. Natürlich bis auf die Frauen, die gehen komplett mit Kleidern ins Wasser. Auch hier war wieder zu beobachten wie sich die Inder ausgiebigst im Wasser wuschen und badeten. Jeder hatte irgendwie ein Stück Seife und/oder Shampoo mitgenommen und betrieb Ganzkörperpflege.
und wieder im Wasser
Oben am Weg zurück hatten Einheimische einige Stände aufgebaut und boten Obst und Snacks an. Da wurde ich von Leela und Prasad gleich mit Unmengen von Wassermelone und Papaya abgefüttert, damit ich ja nicht wieder anfange zu dehydrieren. So fühlt man sich also, wenn man als alter Mann bemuttert wird. Hoffentlich gefällt mir das im hohen Alter besser. Aber die beiden waren wirklich redlich um mein Wohlergehen besorgt.
Nachdem ich dann mit Obst versorgt war, haben sich Leela und Prasad endlich ihr Bamboo Chicken gönnen dürfen. Da beide Hindis sind, ist es ihnen nicht gestattet am Samstag Fleisch zu essen und so mussten die Zwei bis heute warten. Deutlich wurde wie sehr auch die Inder dieses Gericht mögen und wann immer möglich auch in sich hineinschlingen und genießen.

Mutter mit Kindern
Bamboo Chicken
Gut gestärkt ging es dann auf den schweren Rückweg. Die ganzen zwei Kilometer am Stück mit den nassen Klamotten im Gepäck, da haben aber so einige kapituliert und unterwegs eine oder zwei Pausen eingelegt. Wir auch allerdings um ständig irgendwo Fotos zu machen, oder mir die Wasserflasche unter die Nase zu halten.
Interessant war auch mein erster live Cashew Baum. Das diese Nussart auf Bäumen wächst war mir gar nicht bekannt und dabei sind Cashews meine Lieblingsnüsse.
Und gleich die nächste Überraschung, die Cashew Nuss ist eigentlich ein Nebenprodukt. Die echte Frucht trägt die Nuss nur als Samen mit sich. Die Nuss ist also gar nicht die Frucht des Baumes wie auf einem der Fotos zu sehen ist.

Cashew-Frucht
Kinder beim Früchteverkauf
Die Früchte wurden am Wegesrand von den Kindern für eine Rupie verkauft. Am Sonntag haben die Kinder schulfrei und können sich so bei den Touristen ein wenig Geld verdienen. Ob das Geld in ihrer eigenen Tasche bleibt oder für die Verpflegung der Familie gebraucht wird, kann ich nur vermuten.

Auf dem weiteren Rückweg trafen wir dann noch so einiges an Getier und Obst wurde mir auch noch anheim getragen. Die berühmte berüchtigte Amla Frucht. Sieht aus wie eine überdimensionale Stachelbeere ist aber in der Konsistenz viel viel härter. Es wird immer nur ein ganz klitze kleines Stückchen abgenagt im Mund gekaut und verzehrt. Die Frucht soll den Durst vertreiben und bei 36 Grad im Schatten war das auch keine schlechte Idee.
auch auf dem Land die heiligen Kühe


Amla soll der Dehydrierung vorbeugen












Schweine sehen bei uns anders aus
Zurück im Lager gab es Mittagessen, wobei mir schleierhaft war wie man bei den Temperaturen auch noch Massen von Reis mit scharfen Chutneys, Sambals und und und essen kann. Aber das hat natürlich alles einen gesunden Hintergrund. Wann immer ich nachfrage oder mir etwas angeboten wird, hat es mit Sicherheit irgendeinen Ayurvedischen Hintergrund. Falls nicht hat bestimmt ein Guru das entsprechende Gericht oder Getränk besungen und es damit unabdingbar und für alle Zeiten als gesund eingestuft. Das ist ja alles schön und gut und gerade ich bin ja diesen Gedanken sehr angetan. Aber Zucker bleibt nun einmal Zucker und den kann mir keiner gesund reden, wenn ich davon zuviel zu mir nehme. So jetzt bin ich ein wenig abgeschweift, aber das musste ich und wenn nur als Erinnerung für mich, hier auch einmal los werden.
Catfish, bei uns Wels

Mittagessen richtig, habe dann also meine gesunde Mahlzeit in vernünftiger Menge verputzt und dann haben wir dumpf vor uns hinbrütend im Schatten des Gemeinschaftsplatzes/-unterstands oder der Bäume gesessen. Die Hitze machte jegliche Art von Bewegung einfach nur unmöglich, dabei ist es erst Sommeranfang. Der Sand war so heiß, ohne Schlappen tat es an den Füßen weh. Auch den Indern, sei hier bemerkt. Okay natürlich nur den verweichlichten Städtern, wie bei uns halt. So haben wir im Schatten gehockt und uns über Gott und die Welt unterhalten, was ist in Deutschland so, wie ist das in Indien....
Sunset again
Als es Zeit für den Aufbruch wurde, ging es los zu unserer Hütte und wir haben unseren Kram zusammengepackt. Danach noch ein wenig in der Hütte entspannen, denn es war ein leichter Wind aufgekommen und die Hütte trotz Plastikhaube gar nicht so heiß wie wir es vermutet hatten. Als ich dann meinen Kram Richtung Ausgang und Strand schleppte, sprach mich nochmals ein Inder an. Wollte mich schon für das obligatorische Foto bereiht machen, als er mir plötzlich eröffnete, dass er schon seit zwanzig Jahren als Fotograf in Madrid lebe. Er sagte mir ich könnte sicher sein, dass hier einige noch nie einen Weißen live gesehen hätten. Denn das wäre ein Ort an dem Inder ihren Kurzurlaub verbringen und keine westlichen Touristen. Das hat dann noch so einige Begnungen erklärt. Runter zum Strand, denn in 30 Minuten sollte unser Schiff kommen. Wie von mir inzwischen erwartet war das Schiff natürlich nicht nach 30 Minuten da, sondern eher nach 90 Minuten. Die Zeit haben wir mit Blödsinn am Strand verbracht. Siehe Leela mit Fisch, welchen die Fischer einfach mit einer Schnur aufgewickelt auf einer Plastikflasche direkt am Strand am laufenden Band aus dem Wasser fischten. Das war also der leckere Fisch vom Vorabend.
Sonnenuntergang
Als das Boot ankam ging es nix wie ab in die untere Kabine und einen Platz sichern, denn bei der Hitze wollte niemand freiwillig oben sitzen. Unterwegs haben wir dann schnell unsere Lieblingsplätze an der Reling aufgesucht und mit den Füßen im Wasser die Rückfahrt genossen. Als dann die gegen 18:15 Uhr die Sonne unterging, konnten wir noch schöne Bilder davon machen. So langsam reifte bei mir der Entschluss noch in der Nacht wieder nach Chennai zurückzufahren. Lieber eine Nachtfahrt und morgen im Guesthouse schlafen und frisch machen, oder von dort arbeiten. Als eine Montagmorgen Fahrt über 700 Kilometer von Rajahmundry nach Chennai. Kurz mit dem Rest der Truppe abgestimmt und wir waren schnell alle meiner Meinung. So geht das mit dem Meinungsaustauch, jeder geht mit seiner Meinung ins Gespräch und kommt mit meiner Meinung wieder raus. Ganz unkompliziert und totalitär. Wer 
Streetfood
braucht schon Basisdemokratie, wird doch völlig überschätzt.
Zurück an der Anlegestelle ging es wieder ab in den Bus und meine jetzt ja zertifizierte Wirbelsäule bestand auch den zweiten Belastungstest.
In Rajahmundry haben wir dann noch ein paar Kleinigkeiten zu uns genommen und uns dann entspannt auf den Weg gemacht. Aber das meine lieben Kinder, äääh Leser, ist ein anderes Abenteuer.....

Vermisse Euch an diesen Tagen immer am meisten,
Hermann

P.S. hier noch ein paar Bilder des zweiten Tages.
P.P.S. Merle bitte sag mir doch, ob Du auch so ein "Kleid" wie das Mädchen haben möchtest.


unser Lager

Schutz vor der Sonne

Cashew Baum Frucht


ein Fotowunsch



Entspannung



glücklich


Vespa international


Abendessen



Tag 50 - on the boat again oder Urlaub auf indische Art

meine neue Freundin
Nach dem 1000-Säulen Tempel ging es also gestern Abend wieder auf die Piste Richtung Rajahmundry. Die angepeilten sechs Stunden Fahrt entpuppten sich mal wieder als deutlich zu wenig. Immer wieder fragten die beiden kollegialen Guides nach meinem Handy, um den Weg von Google Maps mit dem von Bing Maps zu vergleichen. Reiseplanung auf indisch halt, alles kein Problem wir sind ja schon auf dem Weg. Weg oder gar Straße konnte man teilweise zu dem Untergrund auf dem wir unterwegs waren auf gar keinen Fall mehr sagen. Ein Loch reihte sich ans andere und von Asphalt war weit und breit keine Spur, der Fahrer musste in wilden Schlangenlinien jede Möglichkeit der kompletten "Fahrbahnbreite" ausnutzen, um nicht feststecken zu bleiben. Und das bei Schritttempo! Aufgesetzt hat das arme Luxusauto gleich mehrmals und ich war mir nicht sicher, ob wir nicht doch irgendwann ohne Achse/Ölwanne/Kardanwelle mitten im Nirgendwo liegen bleiben würden. Diese mehrere Kilometer langen "Wege" waren immer mehrere hundert Meter lang und wiederholten sich ständig. Der lapidare Kommentar meiner indischen Freunde "ist halt keine Autobahn". Mal wieder alles kein Problem in Indien, man muss es einfach nehmen wie es kommt. So sind wir dann morgens um sechs Uhr in Rajahmundry angekommen.
Dann gab es das nächste Erlebnis, wir sind wirklich in ein Hotel gegangen und haben für zwei Stunden ein Zimmer gemietet. Und da kamen nicht noch irgendwelche dubiosen weiblichen Angebote. Wobei unter einem Hotel stellen wir uns ja immer eine gepflegte saubere Umgebung vor. Als wir die "Lobby" betreten haben, lag vor dem Tresen ein Mann auf einer Decke und schlief tief und fest, ein weiterer schlief hinter dem Tresen. Der Mann hinter dem Tresen wurde als Erster wach und weckte seinen Kollegen, damit wir überhaupt die Chance hatten ein Zimmer zu buchen. Was war der eigentliche Zweck des Zimmers? Wir haben uns alle geduscht und frisch gemacht um ein wenig erholt zur Abfahrtsstelle zu fahren. Mehr als duschen und kurz auf das selbst für indische Verhältnisse nicht saubere Bett setzen, war in der Bude aber auch nicht mein Wunsch (und ich bin da nicht sehr empfindlich).
Dann weiter zum Abfahrtsplatz, wo sich herausstellte, dass meine beiden Reiseguides noch gar keine Tickets für den geplanten zwei Tagesausflug gebucht hatten. Aber es waren ja noch Plätze da, also was soll die Aufregung alles kein Problem! Als die Jungens dann die Tickets bezahlen wollten, musste ich doch einschreiten. Denn seit ich weiß, dass ein Berufsanfänger mit Uni-Abschluss im Jahr 6000 US$ (~4500 Euro, gleich 375 Euro/Monat) verdient, habe ich beschlossen die beiden nur die kleinen Summen bezahlen zu lassen. Als Begründung schob ich deutsche Bräuche und Pflichten als Gast vor und zahlte die 5000 Rupien (~ 60 Euro) für drei Personen für die Zwei-Tages-Tour. In diesen 60 Euro war der Transport zum Boot, die Bootsfahrt, die Unterkunft und die Verpflegung enthalten. Also mal gerade meine Spesen für die zwei Tage. Da ist man gerne großzügig. Dann kam auch schon der Bus und das nächste Abenteuer begann.
Wenn ich hier von Bus spreche, rede ich nicht von diesen Luxuslinern, welche unsere Verkehrsgesellschaften im öffentlichen Nahverkehr einsetzen. Nein, natürlich nicht, die Busse, die hier unterwegs sind, würden bei uns auf dem Weg zum TÜV dreimal zwangsweise stillgelegt. Der Bus wartete schon auf uns und wir mussten uns sputen. Rein in den Bus und nach dem zweiten Blick ab auf die Pritsche. Der Sitz war auf den ersten Blick sehr sehr sehr sehr dreckig, aber letztendlich waren nur die Bezüge dermaßen abgenutzt, dass nur noch ein schmuddeliges graues Etwas auf dem Sitz übrig war. Fenster gab es auch, aber allesamt ohne Scheiben. Einzig die Hälfte der Frontscheibe auf der Fahrerseite war vorhanden. Die Heckscheibe war ein Gitternetz, damit bei der Fahrt niemand aus dem Bus fiel, vermutete ich kurz darauf als die Fahrt los ging.
Wenn ich bisher keinen Rückenschaden hatte, jetzt kriege ich niemals einen, denn ich habe diese vierzigminütige  Fahrt mitgemacht und meine Wirbelsäule ist jetzt "indian bus proofed". Sollte ich mir als Marke patentieren lassen.
das Boot
In der Nähe des Bootsanlegeplatz angekommen, sind wir dann die restliche Entfernung zu Fuß gegangen. Dann ging es einen schmalen Trampelfahrt runter zum Boot. Ein Ausflugsdampfer auf dem Neckar sieht ähnlich aus, aber alles entspannt, das Boot sollte uns ja nur zu den Papi Hills bringen und nicht als Basis für eine Kreuzfahrt dienen. Sitzgelegenheiten im unteren Bereich auf Stühlen, im oberen offenen Bereich auf Baumarktplatikstühlen. Sowohl unten, als auch oben gab es Klimaanlagen. Wobei ich oben die Funktion und Sinnhaftigkeit bei offenem Deck mal in Frage stellen würde. An Bord und gerade losgefahren gab es einen kleinen Snack und kurz darauf wurden mir Ground Nuts angeboten. Nach kurzem Blick in die Tüte sagte ich "das sind Erdnüsse". Aber gleich darauf wurde ich belehrt, es sind Erdnüsse, die am Boden wachsen und daher ganz anders schmecken als die Erdnüsse, die ich kenne. Und richtig, die Nüsse sind leicht feucht auch die Schale und die Farbe geht mehr ins weißliche, auch die Konsistenz ist weicher und man kriegt nicht gleich Durst.

Ground Nuts
 Nach der ersten Eingewöhnungsphase ging es dann auf das obere Deck zu einer Tanzvorführung. Zwei Locals zeigten einige Tanzschritte und dann gingen es zur Belustigung der restlichen Mitfahrer in eine Vorführung der Tanzkünste aus dem Publikum. Na da dürft ihr dreimal raten, wenn sie so lange gefragt haben bis er auf der improvisierten Bühne stand. So kam ich also hier zu meiner Tanzeinlage auf dem Flussboot.
natürlich musste ich tanzen
draußen ist es entspannter
 Danach haben wir uns draussen an die Reling gesetzt und uns das Wasser um die Füße fließen lassen, Da war es deutlich entspannter als im Inneren oder Oben, wo in einer Tour laute indische Musik aus den riesigen Lautsprechern tönte. Unterwegs haben wir dann noch einen Stopp gemacht, um einen Tempel zu besuchen. War im Vergleich zu vielen anderen Tempeln, die ich gesehen habe, allerdings eher eine heilige Stätte als ein Tempel. Aber über Begrifflichkeiten lässt sich ja wahrlich streiten.
Baum am Tempel
Kurz darauf kam die Einfahrt zu den Papi Hills, das Gewässer wird hier schmaler und der Fluss Godavari schlängelt sich durch die umliegenden Hügel und Berge.
Unterwegs werde ich immer wieder angesprochen und um Fotos oder einfach nur einen Handschlag gebeten. Mir wird mal wieder klar, ich bin hier der absolute Exot und falle auf wie ein bunter Vogel.
Mit großem Brimborium wurden dann die Papi Hills angekündigt und die Entfernung wie ein Countdown heruntergezählt.
Einfahrt zu den Papi Hills
Die restliche Reisezeit haben wir dann mit Füße baumeln und Fotos machen über die Bühne geschaukelt. Bin selber immer mal wieder eingeschlafen, der fehlende Schlaf und die beiden Nachtfahrten haben sich dann doch bemerkbar gemacht.
Prasad vor unserem Heim
Letztendlich sind wir doch am späten Nachmittag angekommen und haben unsere Habseligkeiten in eine Hütte verfrachtet. Die Bambushütten waren in zwei Etagen angelegt und meine Guides haben hier mal ganz unverfroren den Europäer Bonus ausgespielt. Eigentlich sollten wir noch warten, aber die Jungens sagten nur, ich würde unbedingt da oben schlafen wollen und ich wäre ihr Kunde und man müsste mir diesen Wunsch unbedingt erfüllen, damit Indien nicht als schlechter Gastgeber gilt. So sind wir dann vor allen anderen losgezogen und haben uns in aller Ruhe eine Hütte ausgesucht. Leela hat dann die Hütte mit der Nummer Neun erwählt, da diese Zahl seine Glückszahl ist.
endlich liegen


Blick auf unser Ziel

Kurze Pause und dann ab zum kleinen Zubringerfluss, die Reise von der Seele waschen und einfach bei der Hitze im Wasser liegen und sich die helle Haut verbrennen. Auf dem Weg zu den Papi Hills hat sich bei mir eine immer größer werdende Ermüdung gezeigt. Am Ende des Tages merkte ich einfach, ich war leicht dehydriert hatte schlichtweg zu wenig getrunken. Das Bad und die Erholung im Wasser haben mich nach reichlich Flüssigkeit aber wieder aufgebaut.

Entspannung im Wasser
Danach gab es eine absolute Delikatesse und die trägt den wunderbaren Namen "Bamboo Chicken".
Bamboo chicken
Mariniert mit Ingwer, Knoblauch, rotem Chilli, Salz und Limettensaft und vermutlich einigen "geheimen" Gewürzen werden die Hühnchenfleischstücke in einen ca. vierzig Zentimeter langes Stück  Bambus gestopft.Die Enden des Bambus werden mit Blättern verschlossen und das Chicken Bamboo wird auf Holzkohle gelegt. Wenn es dann vor sich hin gart zieht die Marinade und auch der Saft des Bambus in das Fleisch, daher wird auch kein Öl benutzt. Bamboo chicken ist eine auch bei den Indern extrem beliebte und lokale Spezialität.

Bamboo chicken










Beim Abendessen standen immer drei Inder um mich herum um mich mit ihren Delikatessen zu füttern. Si konnten gar nicht glauben, dass ich alles essen mochte und auch noch gerne aß.
Gut gefüttert und mehr als satt, aber keiner hat mich für ein "Bäuerchen" auf den Arm genommen, oder mir auf den Rücken geklopft, ging es zum Strand um noch einmal in der Abenddunkelheit den fantastischen klaren Sternenhimmel zu genießen. Dann ab in die Hütte und schlafen.

Liebe Grüße,
Hermann


zwei Helden am Abendstrand
Batman in India


Ein Baum, ein Boot










Tag 49 - Being part of a hindi wedding ceremony

Mir fällt nichts anderes ein als immer wieder nur "wow", auf den ersten Blick eine ganze andere Hochzeit und auf den zweiten Blick doch Ähnlichkeiten zu unseren Bräuchen.
So werden auch hier Ringe getauscht und es wird Reis geworfen. Der Brautvater übergibt offiziell die Braut an den Bräutigam. Das sind Dinge, die auch wir kennen. Nur sieht das in Indien anders aus.
Was wir dringend übernehmen sollten sind Dinge wie

  • die Frau muss sich im zu Füßen niederknien und die Füße küssen, da der Mann  für sie zukünftig ihr Gott ist.
  • die Frau kriegt keinen Fingerring, sondern Ringe an einem Zeh beider Füße. Diese dürfen niemals wieder abgenommen werden.
  • der Schmuck allerdings, welcher ihr während der Zeremonie um- und angehängt wird, wird nach der Zeremonie wieder abgenommen.
  • der Mann erhält einen Fingerring, es wird allerdings nicht erwartet, dass der Mann den Ring dauerhaft trägt.
So jetzt noch einmal der Reihe nach. Als wir angekommen sind wollte ich mich dezent in eine hintere Reihe setzen und die Zeremonie beobachten. Aber meine Kollegen drängten mich schon weiter nach vorne in die erste Reihe. Damit nicht genug, kaum wurde ich identifiziert musste ich direkt mit auf die Bühne und bei den engsten Verwandten stehen. Als dann auch noch eine ältere Frau aufstand, damit sich der "weiße Mann" auch hinsetzen kann, habe ich mich erfolgreich zur Wehr gesetzt. So stand ich jetzt knappe zwei Meter vom Hochzeitspaar entfernt und wurde von den Leuten um mich herum freudig begrüßt.
Das Hochzeitspaar saß sich zu diesem Zeitpunkt gegenüber, war aber durch eine Decke voneinander getrennt. Um sie herum saßen die Eltern und drei Hindu Priester. Einer der Priester leitete ganz offensichtlich die Zeremonie und die anderen beiden Priester haben ununterbrochen hinduistische Verse aufgesagt. 

Das Hochzeitspaar

Die Eltern der Braut waschen dem Bräutigam die Füße
Der Vater der Braut schenkt dem Bräutigam einen Ring

Der Ring wird aufgesteckt
Dann haben sich die beiden eine Paste auf den Kopf geklatscht und daraufhin sich gegenseitig mit geheiligtem Reis überschüttet. Jetzt sind ein Großteil der Verwandten auf der Bühne los und haben den beiden ebenfalls Reis als Glücksbringer auf die Köpfe geworfen. Da habe ich mich gerne angeschlossen. Der Reis soll Glück und Segen in die zukünftige Familie bringen. Die Brauteltern waschen dem Bräutigam die Füße und schenken ihm einen Ring, der vom Brautvater aufgesteckt wird.

Die Braut ehrt ihren neuen Gott
Die Braut hat mit einer Verbeugung und dem Küssen seiner Füße, ihn als ihren neuen Gott begrüßt und akzeptiert. Daraufhin kamen die Brauteltern und wuschen Braut und Bräutigam die Hände, damit wird offiziell die Tochter und alle damit verbundenen Pflichten und Rechte an den zukünftigen Ehemann übergeben.
Übergabe Zeremonie
Die Eltern waschen ihre Hände quasi in Unschuld und sagen, so Meister jetzt haste sie am Hals, über zwanzig Jahre wir, den Rest darfst Du jetzt machen. Also eigentlich genau wie bei uns, wenn ich mich richtig erinnere.
Die Braut bekommt ihre Ringe
Der zukünftigen Dame des Hause wurden dann ihre Ringe an die zierlichen Zehen gesteckt und die beiden galten offiziell als verheiratet. Danach haben sie sich noch dreißig Minuten mit heiligem Reis überschüttet und abschließend mit diversem Glitterzeug.
Heiliger Reis bringt Glück

auch die Braut darf nicht zu kurz kommen

Dann muss der Bräutigam der Braut eine Schnur auf der drei Goldstücke aufgefädelt wurden umhängen und mit drei Knoten befestigen um die Trauung zu besiegeln.
drei Knoten besiegeln die Trauung




Beeindruckt haben mich die Hände und Füße der Beiden, die über und über mit Henna Tattoos bemalt waren. Auch der Mann hatte knallroten Nagellack auf den Fingern. Meinen Wunsch, ob ich über die Hochzeit im Blog schreiben und auch Fotos veröffentlichen dürfte, wurde mit großem Stolz nachgekommen. Dabei war ich es, der sich mehr als geehrt fühlte an einer solchen einmaligen Zeremonie teilhaben zu dürfen. Dann ging es zur Geschenkübergabe und gemeinsamen Fotos mit dem Paar, bei über tausend Gästen kein kurzer Zeitvertreib. Da ist mir dann aufgefallen, dass ich mein Geschenk im Hotel liegen lassen habe, ich Depp. Also nix wie los mit dem Fahrer und auf zum Hotel, so der Plan. Aber als ich Anstalten machte die Hochzeit zu verlassen, stürzten sich mehrere Männer auf mich und baten mich eindringlichst doch noch zu bleiben und der Hochzeit mit meiner Anwesenheit einen besonderen Glanz zu verleihen. Meine beiden Guides und Kollegen haben dann kurz den Sachverhalt erklärt und wir wurden mit dem Versprechen schnellst möglich zurückzukehren entlassen. Dann also zum Hotel und unterwegs haben die beiden Kollegen auch noch ein paar Blumen gekauft, die beiden Experten waren ohne Geschenk gekommen. Das ist in Indien allerdings auch nicht unüblich. Für mich war es einfach, es gibt spezielle Umschläge in die man einfach Geld steckt. Alles ganz unspektakulär, nur eine Sache muss beachtet werden. Es muss immer eine "krumme" Summe sein, deswegen gibt man immer ein einzelnes Rupienstück mit in den Umschlag. Nicht fünf, nicht drei, immer eins. Üblich sind Summen von 201 oder 301 Rupien, das wären dann um die 3 Euro. Da wollte ich im ersten Moment 2000 Rupien geben, aber das würde das Paar beschämen und ich habe mich auf 501 Rupien eingelassen. Als wir zurück waren, haben immer noch jede Menge Leute in der Schlange gestanden, um das Paar zu beschenken und zu beglückwünschen. Als wir dann an der Reihe sind und die Fotos gemacht wurden, habe ich doch kurzfristig überlegt, ob ich an einer falschen Stelle eine falsche Bewegung oder Geste gemacht habe und jetzt auch eine indische Frau habe. Denn mit dem großen Mann aus Germany wurden Fotos über Fotos gemacht. Mit Freunden, mit Verwandten, die Eltern und das Paar und der Mann aus Germany. Gute zwanzig Minuten wurde ich immer wieder gebeten noch einmal auf ein Foto zu kommen. Fand ich allerdings nicht unangenehm und lästig, fühlte mich einfach noch mehr geehrt.

Foto mit den Eltern
 Dabei erfuhr ich, dass die Mutter des Bräutigams schon verstorben ist, als er noch sehr jung war. Aufgefallen ist mir, dass niemand den englischen Begriff "she died" also im Deutschen "sie starb" benutzte, vielmehr wurde immer der Begriff  "she passed away" "sie ist von uns gegangen" gebraucht. Das ist gerade im englischen eine viel "schönere" Bezeichnung für den Tod eines geliebten Menschen.
Und auf zum Essen, was für eine Schlacht, aber vorher wurden meine Kollegen noch mal zur Seite gezogen und gefragt, ob für mich nicht etwas anderes Essen besorgt werden müsste. Aber da konnten die beiden schnell für Beruhigung sorgen. Da mich die Frage nach der Bereitstellung solcher Mengen von Essen interessierte, fragte ich kurzer Hand, ob ich in die Küche dürfte und auch dort ein paar Fotos machen könnte. Wie gewünscht wurde ich gleich in die Küche geführt und dort erwarteten mich riesige Töpfe und eine große, große, große offene Feuerstellen.


Küche

Feuerstelle


Alles sehr einfach, aber effizient und wieder einmal sehr sehr sehr lecker. Es muss also gar nicht immer alles blitze blank sein, damit Essen schmeckt. Aber viele unserer Mütter hätten dort sicherlich erst einmal eine mehrstündige Sagrotan Party gefeiert.

Nach dem Essen haben wir uns dann doch verabschiedet und uns zu einer kurzen Pause ins Hotel zurückgezogen. Dort haben wir dann versucht ein wenig Schlaf nachzuholen. Die Jungs haben dann aber gemerkt, dass ihre Planung gar nicht so perfekt war und wir nicht mehr auf die abendliche Hochzeitsparty können weil wir ja noch nach Rajahmundry auf unser Boot Richtung Papi Hills mussten. Also kurzer Besuch des 1000 Pillar Tempels und dann auf in die nächste Nachtfahrt.

die Drei von der Chaostour
mit Leela und Prasad auf Tempeltour




ein großer starker Bulle und eine Kuhstatue


Blick in den Tempel

Im Tempel wurde ich mit in die Gebete des dortigen Priesters einbezogen und er fragte mich nach meinem Namen und meiner Herkunft. Dann erteilte er mir wie allen anderen Gläubigern Gottes Segen.
Leela und der Bulle


Cu soon,
Hermann