Mir fällt nichts anderes ein als immer wieder nur "wow", auf den ersten Blick eine ganze andere Hochzeit und auf den zweiten Blick doch Ähnlichkeiten zu unseren Bräuchen.
So werden auch hier Ringe getauscht und es wird Reis geworfen. Der Brautvater übergibt offiziell die Braut an den Bräutigam. Das sind Dinge, die auch wir kennen. Nur sieht das in Indien anders aus.
Was wir dringend übernehmen sollten sind Dinge wie
- die Frau muss sich im zu Füßen niederknien und die Füße küssen, da der Mann für sie zukünftig ihr Gott ist.
- die Frau kriegt keinen Fingerring, sondern Ringe an einem Zeh beider Füße. Diese dürfen niemals wieder abgenommen werden.
- der Schmuck allerdings, welcher ihr während der Zeremonie um- und angehängt wird, wird nach der Zeremonie wieder abgenommen.
- der Mann erhält einen Fingerring, es wird allerdings nicht erwartet, dass der Mann den Ring dauerhaft trägt.
So jetzt noch einmal der Reihe nach. Als wir angekommen sind wollte ich mich dezent in eine hintere Reihe setzen und die Zeremonie beobachten. Aber meine Kollegen drängten mich schon weiter nach vorne in die erste Reihe. Damit nicht genug, kaum wurde ich identifiziert musste ich direkt mit auf die Bühne und bei den engsten Verwandten stehen. Als dann auch noch eine ältere Frau aufstand, damit sich der "weiße Mann" auch hinsetzen kann, habe ich mich erfolgreich zur Wehr gesetzt. So stand ich jetzt knappe zwei Meter vom Hochzeitspaar entfernt und wurde von den Leuten um mich herum freudig begrüßt.
Das Hochzeitspaar saß sich zu diesem Zeitpunkt gegenüber, war aber durch eine Decke voneinander getrennt. Um sie herum saßen die Eltern und drei Hindu Priester. Einer der Priester leitete ganz offensichtlich die Zeremonie und die anderen beiden Priester haben ununterbrochen hinduistische Verse aufgesagt.
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Das Hochzeitspaar |
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Die Eltern der Braut waschen dem Bräutigam die Füße |
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Der Vater der Braut schenkt dem Bräutigam einen Ring |
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Der Ring wird aufgesteckt |
Dann haben sich die beiden eine Paste auf den Kopf geklatscht und daraufhin sich gegenseitig mit geheiligtem Reis überschüttet. Jetzt sind ein Großteil der Verwandten auf der Bühne los und haben den beiden ebenfalls Reis als Glücksbringer auf die Köpfe geworfen. Da habe ich mich gerne angeschlossen. Der Reis soll Glück und Segen in die zukünftige Familie bringen. Die Brauteltern waschen dem Bräutigam die Füße und schenken ihm einen Ring, der vom Brautvater aufgesteckt wird.
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Die Braut ehrt ihren neuen Gott |
Die Braut hat mit einer Verbeugung und dem Küssen seiner Füße, ihn als ihren neuen Gott begrüßt und akzeptiert. Daraufhin kamen die Brauteltern und wuschen Braut und Bräutigam die Hände, damit wird offiziell die Tochter und alle damit verbundenen Pflichten und Rechte an den zukünftigen Ehemann übergeben.
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Übergabe Zeremonie |
Die Eltern waschen ihre Hände quasi in Unschuld und sagen, so Meister jetzt haste sie am Hals, über zwanzig Jahre wir, den Rest darfst Du jetzt machen. Also eigentlich genau wie bei uns, wenn ich mich richtig erinnere.
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Die Braut bekommt ihre Ringe |
Der zukünftigen Dame des Hause wurden dann ihre Ringe an die zierlichen Zehen gesteckt und die beiden galten offiziell als verheiratet. Danach haben sie sich noch dreißig Minuten mit heiligem Reis überschüttet und abschließend mit diversem Glitterzeug.
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Heiliger Reis bringt Glück |
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auch die Braut darf nicht zu kurz kommen |
Dann muss der Bräutigam der Braut eine Schnur auf der drei Goldstücke aufgefädelt wurden umhängen und mit drei Knoten befestigen um die Trauung zu besiegeln.
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drei Knoten besiegeln die Trauung |

Beeindruckt haben mich die Hände und Füße der Beiden, die über und über mit Henna Tattoos bemalt waren. Auch der Mann hatte knallroten Nagellack auf den Fingern. Meinen Wunsch, ob ich über die Hochzeit im Blog schreiben und auch Fotos veröffentlichen dürfte, wurde mit großem Stolz nachgekommen. Dabei war ich es, der sich mehr als geehrt fühlte an einer solchen einmaligen Zeremonie teilhaben zu dürfen. Dann ging es zur Geschenkübergabe und gemeinsamen Fotos mit dem Paar, bei über tausend Gästen kein kurzer Zeitvertreib. Da ist mir dann aufgefallen, dass ich mein Geschenk im Hotel liegen lassen habe, ich Depp. Also nix wie los mit dem Fahrer und auf zum Hotel, so der Plan. Aber als ich Anstalten machte die Hochzeit zu verlassen, stürzten sich mehrere Männer auf mich und baten mich eindringlichst doch noch zu bleiben und der Hochzeit mit meiner Anwesenheit einen besonderen Glanz zu verleihen. Meine beiden Guides und Kollegen haben dann kurz den Sachverhalt erklärt und wir wurden mit dem Versprechen schnellst möglich zurückzukehren entlassen. Dann also zum Hotel und unterwegs haben die beiden Kollegen auch noch ein paar Blumen gekauft, die beiden Experten waren ohne Geschenk gekommen. Das ist in Indien allerdings auch nicht unüblich. Für mich war es einfach, es gibt spezielle Umschläge in die man einfach Geld steckt. Alles ganz unspektakulär, nur eine Sache muss beachtet werden. Es muss immer eine "krumme" Summe sein, deswegen gibt man immer ein einzelnes Rupienstück mit in den Umschlag. Nicht fünf, nicht drei, immer eins. Üblich sind Summen von 201 oder 301 Rupien, das wären dann um die 3 Euro. Da wollte ich im ersten Moment 2000 Rupien geben, aber das würde das Paar beschämen und ich habe mich auf 501 Rupien eingelassen. Als wir zurück waren, haben immer noch jede Menge Leute in der Schlange gestanden, um das Paar zu beschenken und zu beglückwünschen. Als wir dann an der Reihe sind und die Fotos gemacht wurden, habe ich doch kurzfristig überlegt, ob ich an einer falschen Stelle eine falsche Bewegung oder Geste gemacht habe und jetzt auch eine indische Frau habe. Denn mit dem großen Mann aus Germany wurden Fotos über Fotos gemacht. Mit Freunden, mit Verwandten, die Eltern und das Paar und der Mann aus Germany. Gute zwanzig Minuten wurde ich immer wieder gebeten noch einmal auf ein Foto zu kommen. Fand ich allerdings nicht unangenehm und lästig, fühlte mich einfach noch mehr geehrt.
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Foto mit den Eltern |
Dabei erfuhr ich, dass die Mutter des Bräutigams schon verstorben ist, als er noch sehr jung war. Aufgefallen ist mir, dass niemand den englischen Begriff "she died" also im Deutschen "sie starb" benutzte, vielmehr wurde immer der Begriff "she passed away" "sie ist von uns gegangen" gebraucht. Das ist gerade im englischen eine viel "schönere" Bezeichnung für den Tod eines geliebten Menschen.
Und auf zum Essen, was für eine Schlacht, aber vorher wurden meine Kollegen noch mal zur Seite gezogen und gefragt, ob für mich nicht etwas anderes Essen besorgt werden müsste. Aber da konnten die beiden schnell für Beruhigung sorgen. Da mich die Frage nach der Bereitstellung solcher Mengen von Essen interessierte, fragte ich kurzer Hand, ob ich in die Küche dürfte und auch dort ein paar Fotos machen könnte. Wie gewünscht wurde ich gleich in die Küche geführt und dort erwarteten mich riesige Töpfe und eine große, große, große offene Feuerstellen.
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Küche |
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Feuerstelle |
Alles sehr einfach, aber effizient und wieder einmal sehr sehr sehr lecker. Es muss also gar nicht immer alles blitze blank sein, damit Essen schmeckt. Aber viele unserer Mütter hätten dort sicherlich erst einmal eine mehrstündige Sagrotan Party gefeiert.
Nach dem Essen haben wir uns dann doch verabschiedet und uns zu einer kurzen Pause ins Hotel zurückgezogen. Dort haben wir dann versucht ein wenig Schlaf nachzuholen. Die Jungs haben dann aber gemerkt, dass ihre Planung gar nicht so perfekt war und wir nicht mehr auf die abendliche Hochzeitsparty können weil wir ja noch nach Rajahmundry auf unser Boot Richtung Papi Hills mussten. Also kurzer Besuch des 1000 Pillar Tempels und dann auf in die nächste Nachtfahrt.
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die Drei von der Chaostour |
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mit Leela und Prasad auf Tempeltour |
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ein großer starker Bulle und eine Kuhstatue |
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Blick in den Tempel |
Im Tempel wurde ich mit in die Gebete des dortigen Priesters einbezogen und er fragte mich nach meinem Namen und meiner Herkunft. Dann erteilte er mir wie allen anderen Gläubigern Gottes Segen.
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Leela und der Bulle |
Cu soon,
Hermann
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